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5 Gründe warum sich die klassischen ERP-Systeme dringend neu erfinden müssen
5 Gründe warum sich die klassischen ERP-Systeme dringend neu erfinden müssen
Lange Jahre haben die großen Player der ERP Branche wie z.B. Microsoft, Sage oder SAP den Markt dominiert und auch heute noch die größten Marktanteile. Doch nach und nach kommen die großen Schlachtschiffe aufgrund der Marktdynamik ins Wanken. Fünf Gründe warum sich die großen ERP-Systeme neu erfinden müssen oder langfristig signifikante Einbußen hinnehmen werden.
Noch bis weit in die 2010er galt die Maxime "Je mehr aus einer Hand kommt, um so besser." Das Bild hat sich komplett gewandelt. Einzelne kleinere und wendigere Systeme erledigen Teilaufgaben viel effizienter als große ERP Systeme, deren Umsetzungen im Gesamtkonzept der Lösung meist schwächer sind. Ein gutes Beispiel hierfür sind CRM Systeme. Falls jemand ein ERP-Modul für CRM kennt, dass annähernd mit Hubspot mithalten kann, dann bitte melden ;-) Nicht zuletzt deswegen kauft SAP ein Emarsys, um hier nicht weiter an Boden zu verlieren. Die Abhängigkeiten der einzelnen Komponenten sind in den traditionellen Systemen so hoch, dass auch nur kleine Abweichungen meist riesige Projekte bedeuten. Mehr zum Thema hier ...
Wie schwer sich die großen Lösungen manövrieren lassen zeigt sich auch daran wie schleppend der Umzug in die Cloud vorangegangen ist. Wer heute sein SAP ERP on premise hostet, der dürfte bei den Kosten für einen Umzug in die Cloud vom Stuhl gefallen sein. Auch der Umfang der Cloud-Lösungen betrifft dann nur nach und nach alle notwendigen Features. Wer kleinere Module dringend braucht, der ist wieder vom Großen und Ganzen abhängig. Cloudhosting, SaaS oder PaaS-Modelle erlangen erst nach und nach wirkliche Marktreife. Von API-first kann man bei den Großen wohl kaum sprechen.
Wer einzigartige Geschäftsprozesse in den klassischen ERP-Systemen umsetzen will, der ist immer stark von dem Ideenreichtum seiner Agentur abhängig. Lassen sich moderne Systeme in Back- und Frontend flexibel anpassen und über Module oder APIs nahezu beliebig erweitern, können die klassischen Systeme oft nur mit Behelfslösungen oder tiefen Eingriffen in den Core individualisieren (Verlust der Updatefähigkeit). Ein gutes Beispiel hierfür ist das SAGE Aufgabencenter, ein tolles flexibles Tool mit dem man individuelle Prozesse abbilden und jegliche Felder der Datenbank einbinden kann. Allerdings ist man hier im Funktionsumfang stark eingeschränkt und braucht einiges an Kreativität, um die notwendigen Funktionalitäten zu verwirklichen.
Sehr lange haben die großen Schlachtschiffe ohne sich groß Mühe geben zu müssen den Markt beherrscht und als Folge nicht nur die Technologie verschlafen, sondern auch den Fokus verloren. Wer sich mal die Lösungs- und Versionshistorie der großen Player anschaut, der weiß doch gar nicht mehr wodurch sich welches Produkt auszeichnet. Dazu kommen etliche Branchenlösungen, deren Existenzberechtigung nicht ganz klar ist. Ist man dann einmal in der Welt gefangen, werden einem auch die anderen Lösungen aufgeschwätzt und der Lockin ist perfekt. Wenn man mich fragt, dann wird man in nicht allzu ferner Zeit die berechtigte Frage "Wofür brauche ich überhaupt ein ERP" stellen müssen, wenn die großen ERPs nicht vom Pfad "Wir können alles" abkommen.
Die Krönung der Unfähigkeit sind die Lizenzmodelle. Mein Lieblingsbeispiel hier ist immer Microsoft. Hast du einen Microsoft on premise Server zahlst du für jeden Nutzer, der auf diesem Server arbeitet pauschal pro Monat. Nutzt du darüber hinaus ein ERP System auf diesem Server zahlst du wieder pauschal für jeden Nutzer pro Monat, was ja prinzipiell ok wäre. Allerdings werden mittlerweile personalisierte Zugänge verkauft, sprich man muss die Nutzer komplett beim Anbieter registrieren. Es darf kein anderer Nutzer mehr mit diesem Account den Rechner bedienen, was ja zum Beispiel an einem Lager-Rechner an einem Kommissionierplatz vollkommen unmöglich ist. Hast du darüber hinaus eine Agentur, die wieder eigene Softwarebausteine in diesem ERP anbietet, zahlst du auch hier wieder Lizenzkosten :-) Von flexiblen Kündigungszeiträumen braucht man in diesem "Spinnennetz" gar nicht träumen.
Noch haben die großen Schlachtschiffe, vor allem aufgrund ihres hohen Lockin-Potentials, die Nase vorn. Wenn man aber nicht zeitnah kundenorientierter denkt und die Trends des Marktes (API-first, Cloud-Hosting, Modularität) erkennt UND umsetzt, wird sich das in absehbarer Zeit ändern. Wendigere Systeme wie Odoo oder Actindo stehen bereits in den Startlöchern, um die Nachfolge anzutreten.